Wo nach eine Nutzungsmaßnahme oder einer Kalamität kein Wald mehr wächst oder schon für die neue Generation Bäume vorgesorgt werden soll, muss der Waldbesitzende sich die Frage stellen: Woher kommt dieser Wald? Muss ich pflanzen oder wächst das von allein?
Wie jede Pflanze sind Bäume natürlich grundsätzlich in der Lage sich selbst fortzupflanzen – diese kleinen wild gewachsenen Sprösslinge am Waldboden nennt man Naturverjüngung.
Prinzipiell ist die Begründung eines neuen Bestandes aus Naturverjüngung sinnvoll. Man spart sich die Kosten für Pflanzenkauf und Pflanzung und die kleinen Bäume sind Abkömmlinge der Bäume die an den jeweiligen Standort genetisch bereits angepasst sind.
Allerdings ist es nicht überall möglich Naturverjüngung zu nutzen. Dies kann vielfältige Gründe haben:
Wenn es sich um eine Freifläche handelt, die zum Beispiel durch Windwurf mit anschließender Käferkalamität entstanden ist, kann es beispielsweise sein, dass die Fläche bereits vollständig von Brombeere überwuchert ist. Brombeeren verbreiten sich bei Licht und Störung rasend schnell und lassen kein Licht mehr für die kleinen Bäume an den Boden.
In sehr dichten Beständen, in denen kaum Licht auf den Waldboden fällt, kann es außerdem sein, dass sie schlicht keine Naturverjüngung haben, weil die kleinen Pflanzen (abhängig von der Baumart) Licht brauchen. Hier kann es sinnvoll sein durch einen Lochhieb oder Femelschlag erst einmal Licht an den Boden kommen zu lassen und der Naturverjüngung eine Chance zu geben. Bei dieser Entscheidung und Durchführung der Maßnahme berät Sie Ihre betreuender Förster gerne.
Eine weitere Ursache für fehlende Naturverjüngung kann eine dichte Wildpopulation sein – Rehe, Rot-wild und sogar Hasen lieben die frischen, jungen Triebe kleiner Bäume und im schlechtesten Fall fressen sie den obersten Trieb (Terminaltrieb) so oft ab, bis der Baum aufgibt oder für immer klein bleibt. Lösung hierfür kann eine erhöhte Bejagung sei. Dies erfordert allerdings in der Regel die Mitarbeit der Waldnachbarn.
Wenn Sie Ihren Wald zu einem stabilen und artenreichen Mischwald umbauen wollen, werden Sie, sofern Sie einen solchen Bestand nicht schon haben, um eine Pflanzung nicht herum kommen. Wie der Name WaldUMbau schon sagt, wollen Sie ja nicht nur die alten Möbel verschieben, sondern Wände einreißen und in neuer Höhe wieder aufbauen - um in Metaphern zu bleiben.
Oder anders gesagt: In Ihrem Wald kann nichts wachsen was vorher nicht da war und wo derzeit nur Fichte wächst wird auch die Naturverjüngung nur Fichte beinhalten.
Wenn Sie eine Pflanzung planen, lassen Sie sich von Ihrem Forstlichen Betreuer beraten, er hilft Ihnen dabei die geeigneten Pflanzen für Ihren Standort auszusuchen und kennt vertrauenswürdige Lieferanten. Außerdem kann es hier sinnvoll sein, sich mit seinem Waldnachbarn oder der ganzen FBG zusammen zu schließen und so Kosten bei Einkauf und Pflanzung zu sparen.
Eine Pflanzung ist teuer und damit die jungen Pflanzen nicht gleich wieder vom Wild verbissen werden, gehört ein Bejagungskonzept zu einer Aufforstung grundsätzlich dazu.
Eine weitere Möglichkeit ist der Einzelbaumschutz durch sogenannte Wuchshüllen oder sogar der Schutz einer ganzen Kultur durch einen Zaun.
Der Schutz durch Wuchshüllen wird nur bei Pflanzungen vorgenommen, der durch einen Zaun kann auch bei Naturverjüngung erfolgen.
Beachten Sie hier jedoch, dass auch der Bau eines Zauns teuer werden kann und Sie nicht den ganzen Wald einzäunen können bzw. dürfen. Dieses Vorgehen erfolgt nur auf kleinen ausgewählten Flächen auf denen die Naturverjüngung oder Pflanzung vielversprechend scheint.
Bedenken Sie: Die Neubegründung eines Waldbestandes legt den Grundstein für mindestens ein neues Jahrhundert Wald. Dies ist eine verantwortungsvolle und gleichzeitig beeindruckend schöne Aufgabe mit viel Gestaltungspotenzial.
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